Wie alles begann

Wie alles begann…
War ich bei meiner Oma Karla, sah ich sie häkeln, stricken, nähen und wie von Zauberhand entstanden in ihren Händen wunderschöne Kleidung, praktische Alltagshelfer, schöne Accessoires. Aus alten, teilweise abgetragenen Kleidungsstücken wußte sie noch Schönes und Nützliches herzustellen. Wollte ich bei ihr länger als geplant bleiben und hatte nichts frisches mehr anzuziehen, kein Problem für Oma Karla. Sie nähte aus einer Pelzmantelseide, dem Innenfutter, das erneuert werden sollte, aus den guten Stücken in Zeit von Nichts ein Trägerkleidchen für mich. Es fühlte sich himmlisch an. Reine Seide, ein schwerer gewirkter Stoff mit verhaltenem Glanz. Ich fühlte mich wie eine Königin und spielte barfuß mit Klapperlatschen und Seidenkleidchen Prinzessin und Königin unter den großen Tannen, meinem Lieblingsort dort.
Als ich 4 Jahre alt war, gab sie mir ein hellgelbes kleines Knäulchen Wolle und eine Häkelnadel in die Hand, zeigte mir die ersten Anfänge des Häkelns. Ich setzte mich unter die großen Tannen in ihrem Garten und versuchte mein Glück. Viele Stunden später war das helle gelb durch meine verschwitzten Hände, die ich immer wieder in Gras und Klee unter den Tannen abwischte, in ein dunkles Grau verwandelt, ein schiefes Läppchen aus mehr oder weniger festen Maschen entstanden. Die Häkelnadel war krumm gebogen, so fest hatte ich gewirkt. Meine Oma schaffte es, aus diesem schiefen Lappen einen Rock für die Barbie zu zaubern.
Von da an gab es kein zurück mehr. Ich war verrückt nach Wolle. Jedes Fitzelchen, das ich ergattern konnte, machte mich glücklich.
Als Schulkind bekam ich endlich Taschengeld und das wurde genau aufgeteilt. Viel davon für Wolle, ein kleiner Anteil für süße Kostbarkeiten. Die ersten Knäule bestanden aus Polyacryl, waren braun, orange oder grün. Wann immer ich konnte, stand ich im Kaufhof in der Wollabteilung.

Dann machte in Hamburg Sasel ein Wollgeschäft auf. Neue Welten entstanden für mich. Die Knäule dort sahen so viel schöner und so viel feiner aus als die Kaufhofknäuel. War der Laden zu, drückte ich mir die Nase platt. Nach Monaten des Sparens konnte ich mir ein Knäuel leisten! So ging es immer weiter, bis der erste Pullover fertig war. Zu meinem Glück waren die Mütter meiner Freundinnen begeistert, sie wollten meine Pullover kaufen. Ich strickte, war glücklich, sie zahlten die Materialkosten und schenkten mir einen Wollgutschein, so war das Glück perfekt.

Als Mutter zweier Kinder, inzwischen von Hamburg nach Nordrheinwestfalen gezogen, fing ich an, die Wolle der Schafe, die um unseren Wohnort herum weideten, zu verarbeiten. Waschen, spinnen, filzen, färben. Wichtel und Puppen entstanden. Kleidung, erste Kunstobjekte und Installationen (Hierzu gibt es auch Videos bei Youtube und Fotos in der Gallerie).

In der Volkshochschule Paderborn gab ich ab 1989 Kurse zum Thema „Wollverarbeitung von der Schur bis zum fertigen Produkt“, sowie verschiedene Kurse zum Thema textiles Gestalten. Als Mitarbeiterin des Umweltschutzvereines „pro grün“ hielt ich Vorträge zum Thema:“ Textil -Naturtextil“, leitete Projekte mit Kindern und Erwachsenen in sozialen Einrichtungen zum Thema Wolle. In einer Kureinrichtung wurde gesponnen, gefilzt. Die Grundlagen der Textilkunde sowie meine Vorträge zum Thema Naturtextil wurden dankbar aufgenommen.

Aus dem Wunsch heraus, im von mir geliebten und sehr vermißten Norden zu arbeiten, leitete ich Filzkurse auf Sylt an. Wundervoll!
Meine Teilnehmerinnen lernten eine ganze Woche lang die Grundlagen der Filzentstehung und Verarbeitung lernen. Ich unterstützte sie darin ein eigenes Projekt zu entwickeln und auszuführen. Oft kamen Mitarbeiterinnen aus sozialen Einrichtungen, um die Projektentwicklung für Gruppen kennen zu lernen. Die Seminare waren als Weiterbildung für Lehrer*innen anerkannt.  Es war eine tolle Zeit ! Wir filzten, entdeckten Sylt und die vielen schönen Cafes dort. Wie nennt man das heute ? Work Life Balance :))

Durch meine Leidenschaft für den Tanz und das große Interesse daran kreative Methoden in den Alltag zu bringen, lernte ich die von Anna Halprin und Daria Halprin entwickelte Expressive Art Methode Tamalpa Life/Art® Process (TLAP) kennen und machte die Ausbildung im Tamalpa Institut zur Tamalpa Practitioner, Somatischen Tanz und Bewegungslehrerin. Seitdem biete ich Seminare mit Tanz, Tanz & Natur an.

Aus einer neuen Idee, die durch eine Hausaufgabe während meiner Ausbildung sichtbar wurde, sind dann die Strickurlaube auf Sylt entstanden. Tanzend, Malend und Schreibend entstand ein Text in dem von Strickurlauben die Rede war. Was heute ganz normal ist, gab es damals noch nicht. Ich fand die Idee spannend und entwickelte das erste Konzept für meine Strickurlaub.

Eine Woche nach Herzenslust stricken, die wildhübsche Insel Sylt erkunden, in netten Cafés stricken, Gemeinschaft erleben, Muster und Strickanleitungen auf achtsame Art und Weise austauschen, es einfach gut haben.
Ich bin der Meinung, jede Frau muß mindestens einmal im Jahr aus ihren alltäglichen Zusammenhängen heraus in eine schöne Atmosphäre und für nichts anderes als ihr Wohlbefinden zuständig sein !

Das Projekt „Stricken in die Glückseligkeit“ wächst weiter. Das erste Strickfestival auf Sylt fand vom 01.11.2015 bis zum 07.11.2015 statt.

Jetzt stricken wir auf Amrum, Sylt, Krautsand und an anderen Orten zusammen. Tanzen in Hannover, Paderborn, auf Sylt in Studios, in der Natur und an anderen besonderen und schönen Orten.  In den vielen Jahren gab es ungezählte Strickurlaube, wundervolle Tanzseminare und ich freue mich auf neue Orte, neue Teilnehmerinnen und die vielen Wiederholungsstrickerinnen, die immer wieder buchen.

Herzliche

Ute Frederich

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